Spitting
07/10/2006Land of the Long White Beard
10/11/2006Ich musste meinen Tagesrhythmus ändern. Um 20:00 Uhr wurde es bereits dunkel, und um 09:00 Uhr Stand die Sonne hoch am Himmel. Heute in Cervantet klappte der Rhythmuswechsel noch nicht. “Fuck” hier, “Fuck” da… meine Nachbarn hatten Beziehungsstresse. Konnte mir nicht passieren, ich war ja alleine unterwegs. Ich schnürte meine Turnschuhe und ging Joggen.
Ich rannte einen verlassenen Sandweg entlang. Der Pfad war eingebettet in grünen Pflanzen, auf der rechten Seite, hinter dem Grün das blaue Meer. Der Himmel war wolkenlos und eine frische Brise blies mir ins Gesicht. Ich glaubte ganz alleine zu sein.
Plötzlich wurde mein rechter Arm mit etwas feuchtem bespritzt. Was aussah wie Sonnencreme war ein Gruss von oben. Auch meine Mütze wurde von der Mövenscheisse nicht verschont. Es soll ja Glück bringen, heisst es.
Mit der Zeit liess der Wind nach. Und wenn der Wind geht, kommen die Fliegen. Aufkommende Hitze, lästige Fliegen, Müdigkeit… warum auch immer… plötzlich stolperte ich und flog im grossen Bogen auf den Bauch. Mein Gesicht war voller Sand. Zum Glück blieb die Brille unversehrt.
Ich raffte mich auf, wischte die Sandkörner aus meinem Gesicht und rannte vorsichtig weiter. Plötzlich durchfuhr ein Schreck meinen ganzen Körper. Ich stoppte sofort. Ich sah sie, sie sah mich, und weg war sie. Pechschwarz und mindestens einen halben Meter lang war die Schlange. Es war der richtige Moment umzukehren! Müde, aber zufrieden kam ich beim Campingplatz an, als mir das Nachbarspäärchen Hand in Hand entgegenkam. 11:00 Uhr – was für ein spannender und abwechslungsreicher Tag.
Bevor ich Cervantet Richtung Norden verlasse konnte, musste ich tanken und die Windschutzscheibe putzen. Ich hielt bei der Tankstelle und bemerkte, dass auch meine Brille extrem verschmutzt war. Ich öffnete die Tür, stieg aus dem Auto, nahm die Brille von der Nase, hielt sie auf Bauchhöhe um sie mit dem T-Shirt zu putzen, drehte mich um, machte eine leichte Bewegung vorwärts und die Brille brach in zwei Teile. Vor mir stand ein schlanker, unauffälliger Pfosten, die Brille lag kaputt am Boden. Der Brillenrahmen als auch eines der Gläser ging in die Brüche. Nun stand ich da, “blind” in Westaustralien. In der Schweiz überlegte ich mir noch, ob es nicht besser wäre, eine Reservebrille anfertigen zu lassen. Es blieb bei der Überlegung. Zum Glück hatte ich Kontaktlinsen dabei. Die sollten für die nächsten 20 Tagen reichen.
Mein nächstes Fernziel war der Kalbarri National Park. Auf dem Weg zur gleichnamigen Ortschaft Kalbarri stiess ich auf den Wegweiser “Horrocks”. Es lag nicht ganz auf dem Weg, aber der Name war mir irgendwie sympathisch. Horror Rocks? Horocks war ein kleiner Ort an der Küste. Campingplatz gab es keinen. Ich beschloss “wild” zu campen und fand ein schönes Plätzchen direkt am Strand. Ich kochte mir was zu Essen uns setzte mich an den Strand. Die Sonne versank langsam im Pazifik. Ich spielte die Mundharmonika und trank Rotwein. Die Musik wurde mit der Zeit immer besser. Aber ich war ja allein. So ist das Leben!